Der Ausweg aus einem verkehrten Geschlecht

Was ist Wiedergeburt?

Eine Begegnung in der Nacht

Es ist spät in der Nacht, als ein älterer Herr durch die Straßen geht. Alles ist dunkel, außer ihm ist niemand mehr unterwegs. Er hofft, bei seinem nächtlichen Gang von niemandem gesehen zu werden. Was er vorhat, soll nicht gleich bekannt werden. Er hätte auch wie die anderen aus der Ferne sein Urteil über diesen jungen Lehrer fällen können, aber eine innere Stimme sagt ihm: Du musst ihn unbedingt einmal selbst kennenlernen und mit ihm sprechen. Und so macht er sich auf den Weg. Er weiß, wo er den Mann finden wird. Trotz der fortgeschrittenen Stunde hat Jesus Zeit für ihn und bittet ihn herein. "Rabbi, wir wissen, dass du als Lehrer von Gott gekommen bist..." beginnt Nikodemus das Gespräch. Er will so gerne einmal seine Fragen, seine Zweifel und seine Sicht der Dinge mit diesem jungen Meister erörtern. Dass er Jesus Rabbi nennt, obwohl dieser wesentlich jünger ist, lässt seinen großen Respekt erkennen und das Eingeständnis, dass Jesus der Größere von beiden ist. Er sagt sogar zu Jesus: "wir wissen", womit er seine jüdischen Freunde und Schriftgelehrten meint. Sie alle sind sich einig, dass Jesus ein besonderer Mensch, ja dass er von Gott gekommen ist. Doch anstatt dies öffentlich zuzugeben, verschwören sie sich gegen ihn und wollen ihn sogar umbringen. Sie wissen anscheinend so gut über Gott und das Gesetz Bescheid, doch will keiner von ihnen selbst zu Jesus kommen - außer einem: Nikodemus!

Eine verblüffende Antwort

Aber noch ehe er auch nur eine seiner brennenden Fragen stellen kann, gibt Jesus ihm die äußerst ungewöhnliche Antwort: "Es sei denn, dass jemand von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen!" Diese Antwort verblüfft den jüdischen Theologen, der eigentlich Hilfen für ein besseres Verhalten oder eine klarere Auslegung der heiligen Schriften erwartet hat. Jesus führt das Gespräch auf eine ganz andere Ebene. Nicht bessere Lehre oder Verhalten ist das Bedürfnis dieses moralisch vergleichsweise hochstehenden Menschen, sondern Leben, das Leben!

Ein neues Leben statt Selbstverbesserung

Wer das Reich Gottes auch nur sehen will, der braucht ein anderes Leben. Es ist wie mit einem Tier, z.B. einem Hund, der durchaus mit Menschen zusammenleben, gewisse Befehle verstehen und bei vielem zuschauen kann, was wir Menschen machen. Er hat dennoch keinen Anteil am Menschenreich, es bleibt ihm fremd, er hat keinen Zugang zu unserer komplexen menschlichen Welt, weil ihm das Menschenleben fehlt. Er müsste, um den Einblick zu haben, noch einmal geboren werden. Genauso ist es mit dem Reich Gottes. Wer daran teilhaben will, braucht das göttliche Leben. Nur wer Gottes Leben besitzt, kann das Reich Gottes erkennen und hineinkommen. Nikodemus wollte mehr dazulernen, doch Jesus wendet ihn zum Leben! Wie gut ein Hund auch dressiert werden mag, um bei unserem Beispiel zu bleiben, ist er dennoch ein Hund. Kein Verhalten, keine Anstrengung kann ihn ins Reich der Menschen versetzen. Er braucht dazu menschliches Leben. Dieses Beispiel soll uns erkennen helfen, dass auch moralische und offenbar gute Menschen das göttliche Leben brauchen. Alle Menschen müssen wiedergeboren werden, wenn sie ins Reich Gottes kommen und Gott wirklich kennen wollen.

Unverbesserlich

Die Bibel zeigt uns an vielen Stellen, dass wir Menschen verdorben sind. Die Sünde trennt uns von Gott wie eine hohe unüberwindliche Mauer. Gott sagt: Eure Sünden trennen euch von eurem Gott! Nun versuchen viele Menschen, durch Befolgen von Geboten und Verbesserung ihres Verhaltens ein vor Gott akzeptables Leben zu führen. Zu diesen sagt Gott aber: "So wenig wie ein Mohr seine Farbe oder ein Leopard seine Flecken ändern kann, könnt auch ihr wirklich Gutes tun, weil ihr an das Böse gewöhnt seid!" Und an einer anderen Stelle heißt es: "Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer; sie sind alle abgewichen..." Wir Menschen sind im Grunde unverbesserlich, auch wenn wir unser äußeres Verhalten wie dieser Nikodemus ein wenig ändern können.

Du musst von neuem geboren werden!

Was wir brauchen, ist eine innere Erneuerung, ein neues Leben! Wir brauchen Gottes Leben, welches allein in der Lage ist, uns wiederherzustellen. "Du musst von neuem geboren werden!" sagt Jesus ohne Umschweife zu Nikodemus, was für diesen nicht leicht zu verstehen ist. Seine Gegenfrage zeigt, wie wenig er vom eigentlichen Anliegen Gottes verstanden hat. Gott hat schon lange vor Jesus im Alten Testament versprochen: "Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben; ich will meinen Geist in euch geben und solche Leute aus euch machen..." (Hes. 36:26), weil er wusste, dass das Befolgen von Geboten nicht ausreicht. Im Gegenteil: der Buchstabe tötet sogar. Durch das Gesetz erkennt der Mensch erst recht, wie verdorben und unfähig er vor Gott ist. Eigentlich müsste Nikodemus als Schriftgelehrter froh sein, dass Gottes Verheißung endlich erfüllt wird. Statt dessen fragt er, wie er denn von neuem geboren werden könne; er könne doch nicht als alter Mann wieder in den Leib seiner Mutter zurück und noch einmal zur Welt kommen. Aber Jesus erklärt nicht viel. Die Wiedergeburt ist auch nichts für den menschlichen Verstand, wir können sie sowieso nicht begreifen. Wir müssen wiedergeboren werden. Dann werden wir vieles sehen, was uns bis dahin verschlossen war. Erst dann werden wir wirklich verstehen, was es mit Gott und seinem Reich auf sich hat.

Aus Wasser und Geist

Jesus wird gegenüber Nikodemus noch deutlicher: "Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes hineinkommen!" Es geht also um eine geistliche Geburt, eine Geburt aus Wasser und Geist, wobei das Wasser zuerst erwähnt ist. Hier deutet Jesus an, dass zur Wiedergeburt die Buße gehört. Das Neue Testament beginnt mit der Taufe. Menschen, die zu Gott und in sein Reich kommen wollen, müssen eine Wendung erfahren: weg von ihrem alten Leben, von der Sünde, von ihren gottlosen Wegen. Als Zeichen dafür lassen sie sich im Wasser untertauchen. Durch die Taufe bezeugen wir, dass wir mit Christus beendet und begraben sind, um ein neues Leben zu beginnen. Daher sagt Jesus 'aus Wasser und Geist'. Die eigentliche Wiedergeburt ist die Geburt im Geist. Als Menschen sind wir mit einem Geist geschaffen worden, der uns befähigt, mit Gott in Verbindung zu treten. Allerdings geriet der Geist des Menschen (nicht zu verwechseln mit dem Verstand!) durch die Sünde in einen Zustand der Empfindungslosigkeit gegenüber Gottes Leben. In Epheser 2 heißt es sogar: "...die ihr tot wart in euren Übertretungen und Sünden..." Obwohl wir in vieler Hinsicht so lebendig erscheinen, ist unser tiefstes Inneres, unser Geist, in einen todähnlichen Zustand geraten. Und genau dieser geistliche Tod ist auch der Grund dafür, dass wir wiedergeboren werden müssen. Unser Geist muss für Gott erweckt und wiederbelebt werden.

Was vom Geist geboren ist, ist Geist

"Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch," sagt Jesus, "und was vom Geist geboren ist, das ist Geist." Von Natur sind wir nichts als Fleisch. Gott aber möchte uns zu unserem natürlichen menschlichen Leben auch sein eigenes, göttliches, ewiges Leben geben! Zu unserem menschlichen Leben gibt Gott uns sein Leben! "Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit (griechisch: 'aletheia' = Wirklichkeit) anbeten" (Johannes 4:24). Erst durch eine Geburt im Geist sind wir in der Lage, Gott in Wahrheit anzubeten. Erst dann ist unser 'Gottesdienst' seine Bezeichnung wert und nicht nur bloßes Ritual oder religiöse Pflicht, sondern geprägt vom Genuss, von der Freude am lebendigen Gott, den wir nun wirklich kennenlernen.

Die Wiedergeburt praktisch erfahren

Die Frage ist nun: Wie kann ich heute ganz praktisch wiedergeboren werden? Dazu müssen wir zuerst eine objektive Tatsache zur Kenntnis nehmen. Jesus Christus kam in die Welt, um uns zu erlösen. Durch seinen Tod am Kreuz hat er die Sünde weggetragen und sogar unseren alten Menschen mitbeendet. Wenn wir an ihn glauben, vergibt er uns aufgrund seines Erlösungswerkes, das er vollbracht hat. Doch Vergebung und Rechtfertigung allein ist nicht das Ziel. Jesus ist auferstanden, um uns sein Leben zu geben. Wie ein Weizenkorn in die Erde fällt, starb er, um sein Leben zu vermehren. Wer an Jesus glaubt, hat das ewige Leben! Wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat auch das Leben nicht! Es ist das Leben: ewig, unzerstörbar, göttlich!

Doch das Wissen hierüber reicht nicht aus, wir müssen die Wiedergeburt erfahren. Das geschieht, indem wir zuerst unseren Zustand vor Gott bekennen. Gib ihm gegenüber zu, dass du ein Sünder, dass du unverbesserlich bist und danke Jesus dafür, dass er für dich gestorben und auferstanden ist. Glaube ihm und nimm ihn als deinen persönlichen Herrn auf. Sage: "Herr Jesus, ich glaube dir!" Niemand kann sagen "Herr Jesus" außer im Heiligen Geist! So wirst du vom Geist geboren! Nun beginnt ein völlig neues Leben. Gott beginnt uns von innen her zu erneuern. Er möchte in uns wachsen und uns sogar seinem Bild gleichgestalten. Nur so erreicht er sein eigentliches Ziel, nämlich durch Menschen zum Ausdruck zu kommen!

(Kleine Herde 43, nach einer Evangeliumsversammlung am 03.01.1998)